Indirekte Wege zu direkter Kontrolle

Für mich, die ich mit sehr konventionellen Methoden der Gesangspädagogik meine Studien begonnen hatte, waren die ersten Stunden bei Cornelius Reid eine Offenbarung. Jeder Sänger kennt wohl Begriffe wie Stütze oder Maske. Bis zu meiner Begegnung mit Reid wurde ich permanent aufgefordert, solche Phänomene im Körper direkt herzustellen. Das bedeutete, dass ich jene Erscheinungen erzeugen sollte, ohne sie jemals in mir gespürt zu haben. Ebenso gut könnte man einen Tauben bitten, eine Melodie nachzusingen.

Reid hingegen half seinem Schüler, völlig frei von Erwartungen Erfahrungen zu sammeln. Durch diese wird der Sänger befähigt, ein Gespür zu entwickeln, was ihm nach und nach ein bewusstes Konzept an die Hand gibt, wie er seine Stimme zu singen hat. So kann aus der körperlichen Erfahrung die nötige Erkenntnis erwachsen, die dem Sänger dann Kontrolle und Freiheit zugleich ermöglicht.

Cornelius Reid:

„By discovering a way to control by not controlling, the sensory perceptions growing out of the experience should lead to a „feel“ for singing out of which a knowledge of healthy functional activity is gained, the sharpening of the singer‘s concepts ultimately becoming the dominant regulatory factor in his technique.“

„Indem man eine Weg zur Kontrolle durch Nicht-Kontrolle findet, sollte die sensorische Wahrnehmung, die durch diese Erfahrung erwächst, zu einem Gespür für Singen führen, aus dem ein Wissen um gesunde, funktionale Aktivität gewonnen werden kann und ein Schärfen seines Konzepts schließlich zum regulativen Faktor der Technik des Sängers wird.“

Autor: Monika Kopp

Stimm- und Gesangspädagogik nach Cornelius Reid Alexander-Technik